Das Leben im Landgraben ist bedroht

Ein Steinkrebs und eine Mühlkoppe – fotografiert von Michael Faiss

Endlich mal ein bisschen Regen. Viel kann es nicht gewesen sein, denn der Landgraben kommt schon wieder wie ein Plätscherwässerchen daher. Ob das für die Bachforellen ausreicht? Bachforellen im Landgraben? Aber ja! Michael Faiss erzählt.

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Man traut es dem Landgraben kaum zu, aber der Weilheimer Ortsfluss ist ein belebtes Gewässer. Nicht nur Bachforellen kommen darin vor, sondern auch Elritzen, Mühlkoppen oder Steinkrebse. „Steinkrebse gibt es bis ganz weit in den Wald hinauf,“ sagt Michael Faiss. Der Weilheimer ist beim Kreisfischereiverein der Experte für kleine Flüsse und Bäche – wie eben den Landgraben. Vor 30, 40 Jahren habe man im Landgraben auch noch das Bachneunauge sehen können. Doch das ist Geschichte.

Bachforellen werden etwa 25 bis über 60 Zentimeter lang und sind damit die größten Bewohner des Landgrabens. Vor zwei Jahren habe der Fischereiverein eine Elektro-Fisch-Aktion gemacht und 300 Bachforellen aus dem Bach gefangen, um sie in den Neckar umzusetzen. Denn die Fische „leiden schon sehr unter dem Niedrigwasser“, berichtet Faiss. „Seit vier Jahren haben wir große Probleme an den Gewässern.“ In der Zeit davor habe der Landgraben stets Wasser bis zum Neckar geführt. Aber seither fällt er immer wieder stellenweise trocken.

Kein Wunder. „Die Grundwasserstände und Quellschüttungen bewegen sich Ende September 2020 in Baden-Württemberg auf unterdurchschnittlichem Niveau.“ Das berichtet die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in ihrem Monatsbericht für September. „Das Grundwasserdargebot hat sich trotz etwa mittlerer Niederschläge im vergangenen Monat weiterhin rückläufig entwickelt.“ Im Klartext: Der Grundwasserstand ist niedriger als vor einem Jahr „und die Böden sind ausgetrocknet“. Das werde wohl auch noch einige Monate so bleiben.

Der Landgraben freilich ist vom Niederschlag abhängig, denn er wird aus etlichen kleinen Quellen im Rammert gespeist. Die Wasserqualität im Bach „ist sehr gut“, weiß Michael Faiss. Wenn das Wasser wärmer wird, wandern die Fische hoch Richtung Quelle. Wenn der Bachlauf aber zu karg wird, oder ein Wanderungshindernis den Weg abschneidet, sitzen sie irgendwo fest.

Elritzen dagegen schätzen eher wärmeres Wasser. Die sechs bis zehn Zentimeter großen Karpfenfische leben vor allem unterhalb des Ortes bis zum Neckar. Die Mühlkoppe wird zehn bis 15 Zentimeter lang, hat einen ausgeprägt großen Kopf und steht europaweit unter Schutz (FFH-Richtlinie Anhang II), so Faiss. Die Fische ernähren sich von Insektenlarven, Bachflohkrebsen teilweise auch von Fischlaich oder Fischbrut. Bachforellen laichen Mitte Dezember, erzählt Michael Faiss. „Sie suchen sich eine durchströmende, kiesige Stelle und wandern danach wieder in den Neckar.“ Die kleinen Nachkömmlinge verbringen ihre erste Zeit im Landgraben, bevor sie dann ebenfalls in den Neckar abwandern.

Ein nachtaktiver Bachbewohner ist der Steinkrebs. Er wird durchschnittlich acht bis elf Zentimeter lang. Die verbliebenen natürlichen Vorkommen des Steinkrebses zu schützen, sei wichtig, weil er wie die Mühlkoppe europaweit geschützt ist (FFH Richtlinie Anhang II – V). Er lebt nur in kalten, sauerstoffreichen Wasser mit höchster Güte. Auch er frisst Insektenlarven, darüber hinaus Algen und Wasserpflanzen, aber auch Kleinkrebse, Schnecken und Würmer.

Der Landgraben hat eine bewegte Geschichte, berichtet Michael Faiss. Vor etwa 150 Jahren sei er zum Bahnbetriebswerk geleitet worden, wo die Dampflokomotiven zusätzlich mit Landgrabenwasser aufgefüllt wurden. Was nicht gebraucht wurde, floss in den Mühlbach. In den 1980er-Jahren wurde der Bach dann zum Neckar geleitet. Er führt sein Wasser durch ein Rohr unter Bahngleisen und Bundesstraße durch. Doch dieses Rohr sei „total verschlammt“, sodass sich das Wasser staut und es dann kein Durchkommen für die Fische zum Neckar oder in die andere Richtung zum Bach gibt. Man sei mit dem Tiefbauamt der Stadt deswegen im Gespräch, berichtet der den Landgraben im Auge behaltende Fischer. (Oktober 2020)

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